Digitaler Quellenschutz: Investigativ-Box

Briefkasten Symbolbild

Im digitalen Zeitalter wird es für Journalistinnen und Journalisten schwieriger, Quellen zu schützen. Dies ist insbesondere in der Schweiz ein Problem, weil die Schweiz immer noch keinen gesetzlichen Whistleblowerschutz kennt und sowohl der Nachrichtendienst als auch die Strafverfolgungsbehörden weitgehend digital überwachen dürfen.

Ist der Kontakt zwischen einer Quelle und der Redaktion hergestellt, können aufgrund von Best Practices sichere Kommunikationskanäle genutzt werden. Das können wir bei der Rundschau und das können auch andere Redaktionen in der Schweiz. Sensibel ist aber insbesondere der Erstkontakt zwischen Quellen und Redaktionen.

Um den Erstkontakt für Whistleblower und exponierte Inputgeber sicherer zu gestalten, habe ich für die Rundschau zusammen mit meinem Kollegen Roger Müller für den Kassensturz eine speziell gesicherte Plattform aufgesetzt für die Kontaktaufnahme mit den beiden Redaktionen. Wir haben die Plattform SRF Investigativ-Box genannt.

Die Meldeplattform ist für Informanten gedacht, die durch eine mögliche Enttarnung ihre eigene Stellung oder andere in ihrem Umfeld gefährden. Für normale Meldungen und Inputs an die Redaktionen betreiben wir weiterhin bestehende Kanäle der Rundschau und von Kassensturz.

Wir haben uns dagegen entschieden, eine eigene Lösung zu bauen. Die Entwicklung wäre teuer und der Unterhalt sehr aufwendig. Dazu kommt, dass die Herausforderung, die Sicherheit kontinuierlich im Griff zu haben, riesig ist. Deshalb haben wir uns für die Lösung eines spezialisierten Anbieters entschieden, der bereits die Meldeplattform des Beobachters implementierte. Zugang haben nur Rundschau und Kassensturz, die Daten unterstehen dem Redaktionsgeheimnis.

Die Plattform wird als Pilotprojekt für ein Jahr betrieben. Ich hoffe, dass wir damit Erfahrungen sammeln können, die allen Kolleginnen und Kollegen zugute kommen. Sicher ist: Auch diese Plattform bietet keinen 100-Prozentigen Schutz.

Unabhängig davon, ob SRF eine solche Lösung anbietet oder nicht, müssen wir redaktionsübergreifend daran arbeiten, dass das Redaktionsgeheimnis und die Medienfreiheit auch im digitalen Zeitalter nicht nur theoretisch durch die Verfassung garantiert sind sondern auch praktisch im Alltag umgesetzt werden können. Einen guten Ansatz liefert investigativ.ch mit einem Merkblatt für Informanten. Eine gute Alternative sind auch Wegwerf-E-Mail-Adressen.

Mehr Informationen über die SRF Investigativ-Box finden Sie hier. Und hier können Sie nachlesen, wie Sie mich kontaktieren können.